Zerstörte Stari Most in Mostar, Bosnien-Herzegovina, um 1996. © Bernhard Josef Briel

Im Mai 2015 eskalierte der latente Konflikt zwischen ethnischen Albanern und Makedoniern im makedonischen Kumanovo. Schockiert reagierte die europäische Öffentlichkeit auf die mit den blutigen Zusammenstößen verbundenen Angriffe auf das Erbe der jeweils anderen Volksgruppe und dessen politische Funktionalisierung. In Zeiten der unheilvollen Zerstörungen, mit denen der Islamische Staat das bauliche und kulturelle Erbe seiner Gegner in Syrien, dem Irak oder den nordafrikanischen Staaten überzieht, reagierte Europa ebenso schockiert auf die Konfrontation von vermeintlich osmanischen und westeuropäischem Traditionen vor seiner eigenen Haustür. Internationale Konventionen und Vereinbarungen zum Schutz des „gemeinsamen Erbes der gesamten Menschheit“, Appelle an den Respekt des Anderen oder Fremden haben sich dabei als geradezu wirkungslos erwiesen. Im Konfliktfall sind Nationen, so der Historiker Dieter Langewiesche, „Kampfmaschinen“, hinter denen internationale Vereinbarungen zurückstehen. Kann Denkmalschutz in kriegerischen Konfrontationen überhaupt funktionieren? Oder können Baudenkmale von Fall zu Fall auch der Verständigung dienen? Im ehemaligen Jugoslawien sind die Folgen des cultural clash der 1990er Jahre bis heute sichtbar.

Bibliografische Informationen: Strahl, Tobias: Damnatio memoriae. Kulturerbe in nationalen Konflikten. In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.): DenkmalDebatten / Kontroversen. Mai 2015.

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